Schaut man sich einmal genauer in der Stadt um, fällt auf, dass immer weniger Männer einen Anzug tragen. Stattdessen sind zur besten Pendlerzeit vorwiegend Polo-Shirts, Jeans und lässige Hemden in Bussen und Bahnen zu erspähen. Dazwischen höchstens einige vereinzelte Banker, die noch im traditionellen Dress zur Arbeit fahren. Hat der Anzug ausgedient?
Es gibt eine bezeichnende Szene in der US-amerikanischen Komödie "The Intern", in der Anne Hathaway als junge Geschäftsführerin dem in die Jahre gekommenen neuen Praktikanten (Robert De Niro) erklärt: "Sie müssen hier keinen Anzug tragen". De Niro erwidert: "Ich fühle mich im Anzug aber wohl, wenn's recht ist". Die Szene nahm auch ein aktueller Artikel über die moderne Start-up-Kultur zum Aufhänger. Besonders treffend ist die Szene, da mit ihr schnell ersichtlich wird: Hier stoßen Generationen und ihre Vorstellungen von Unternehmenskultur aufeinander. Statt Anzug wird in jungen Unternehmen eben eher T-Shirt mit Jeans getragen. Die Businessmode scheint – außer in einigen wenigen Branchen – lockerer geworden zu sein. Das bedeutet aber noch längst nicht, dass Männer heuer weniger Wert auf ihr Äußeres legen – ganz im Gegenteil.
So schätzt auch Véronique Nichanian, Designerin der Herrenkollektionen von Hermès, die Männer und ihre Mode ein. Im Interview mit der Zeitung "Die Welt" erklärt sie: "Männer müssen sich, wie auch Frauen, heute bewegen können und mobil sein. Das erfordert eine andere Garderobe. Zum Reisen, für Multitasking-Tage, für das Gefühl individueller Freiheit." Wenn der Job mehr Mobilität und Flexibilität erfordert, dann muss die Garderobe mithalten. Das spiegelt sich auch im Angebotsspektrum der großen Modehäuser und Onlineshops wider: So verrät bereits ein flüchtiger Blick in das Angebot gängiger Onlineshops wie diesem, dass die Männermode – von Anzügen bis zu Casual und Sportswear – vielfältiger in der Auswahl und in den Größen geworden ist. Hier steht Businessmode im klassischen Sinne ganz selbstverständlich neben Polo-Shirts und Freizeithemden.
Der Anzug hat damit natürlich noch nicht ausgedient. Er muss aber in immer mehr klassischen Einsatzfeldern einem freizeitlicheren Look weichen. Auf die Frage, ob es in Zukunft überhaupt noch Anzüge geben wird, erwidert Véronique Nichanian: "Es wird auf keinen Fall der gleiche Anzug sein, den deren Väter oder Großväter getragen haben. Er wird weniger strukturiert, streng und formell sein." Sollte sich diese Vorhersage bewahrheiten, dann folgen auch Anzüge dem generellen Trend der Herrenmode zu mehr Lockerheit. Man darf gespannt sein, wie das aussehen wird!
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